Füsse, Hände, Leib und ihre Beziehung zueinander

Für den Leib bedeuten Füsse und Hände etwas Besonderes. Kein anderes Sinnesorgan reicht nach aussen, um die Welt um uns zu berühren, sie zu durchschreiten und zu behandeln. Füsse und Hände erfühlen, was den Erscheinungen zugrunde- und was "auf der Hand" liegt.

 

Das ist keine geringe Aufgabe. Das Kleinkind hat grosse Mühe, sich auf seine Beine zu stellen und jene lebenslange Tätigkeit zu erlernen, die man gemeinhin als "Gehen" bezeichnet. Es ist zwar nicht die schnellste Fortbewegungsart, dennoch bietet das Gehen auf zwei Beinen eine mobile Basis, die den Händen die Interaktion mit der Welt ermöglicht.

 

Der aufrechte Gang verlangt ein spezielles "Nachrichtensystem" zwischen Füssen, Händen und dem übrigen Leib.

Die "Sprache", deren sich der Leib zu diesem Zweck bedient, ist eine Kombination aus Muskelstrecken, Gelenkabbiegen und Tiefendruck gegen die Fusssohle. Diese Form der Kommunikation geht lautlos vor sich, ist aber von höchster Bedeutung, denn von ihr hängt unser Ueberleben ab.

 

Füsse und Hände versetzen uns nicht nur in die Lage, auf Gefahr zu reagieren, sie verbrauchen auch selbst Energie, um den üblichen Anforderungen des täglichen Lebens nachzukommen. Im Falle einer Gefahr nehmen Hände wie Füsse an der Reaktion des Gesamtkörpers teil, die das Ueberleben sichern soll. Diese Reaktion wird allgemein "Kampf-oder-Flucht-Reaktion" genannt, weil der Körper seine inneren Strukturen so steuert, dass sie die Energieversorgung für beide Möglichkeiten gewährleisten. Füsse und Hände müssen bereit sein, ihre Rolle dabei zu spielen; die Hände, um nach einer Waffe zu greifen, die Füsse, um einen sicheren Stand zu finden oder aber zu fliehen.

 

So entsteht die unlösbare Verbindung zwischen Hand, Fuss und Körper: Hände und Füsse ermöglichen die notwendigen Bewegungen,  während die inneren Organe den "Treibstoff" liefern.

 

Dieses System hat natürlich auch an den ganz gewöhnlichen Aktivitäten des täglichen Lebens teil. So ruft der Leib zum Beispiel beim Erwachen nicht nur die Messungen der inneren Organe ab, sondern verlangt auch Informationen über die allgemeine Leib-Lage. Bei diesem Prozess kommen vor allem die Füsse zu Wort. Der Rest des Tages vergeht in schweigendem Dialog zwischen den inneren Organen und den Organen der Bewegung. Jede einzelne Bewegung, sei es nun Gehen, Sitzen, Stehen, Springen, Laufen oder Hüpfen, beruht auf einem stetigen Informations- und Kommunikationsfluss und auf einer ständigen Umverteilung der Leibenergie.

 

Im Interesse der Kontuinität lernt der Leib ein feststehendes Kommunikationsmuster. Für die Fortbewegung ist sie sogar wesentlich; jede Unterbrechung des Kommunikations- oder des Energiesystems könnte sich katastrophal auswirken und zum Beispiel zu einem Sturz führen. Daher haben die Fortbewegungssignale eine nachhaltige Wirkung auf das Energiesystem, das sensorische System und den Leibtonus. Dieser Tonus ist nichts anderes als ein durch Nerveneinfluss beständig aufrechterhaltender Zustand der Bereitschaft, ein Spannungszustand, der den ganzen Leib umfasst. Schon ein erfolgreich abgeschlossener Schritt bedarf eines ziemlich hohen Tonus.

 

Dieser hohe Stand muskulärer Spannung verbraucht nicht nur reichlich Energie, ihm muss auch die Bereitschaft der inneren Mechanismen angepasst sein. Die Bereitschaft des Leibes  zur Reaktion auf jede Eventualität besteht in der Stärke der Spannung oder des Tonus im gesamten Leib. Unter Tonus verstehen wir also auch die ständige Kommunikation aller Leibteile untereinander, die erst die Bewegung und damit das Ueberleben ermöglicht. Dazu ist es nötig, über die genaue

Position aller Muskeln, Sehnen und Gelenke Bescheid zu wissen. Die Ueberlebensfähigkeit verlangt die Einsicht in sämtliche innere und äussere Gegebenheiten. Die Informationssammlung über beide Bereiche lässt die Interaktion von Leibteilen, die wir nicht selbst erreichen und berühren können. Als aktive Beobachter der äusseren Gegebenheiten kommunizieren Füsse und Hände also mit den inneren Organen.

 

Jede sensorische Information muss zuerst auf einen möglichen bedrohlichen Inhalt hin untersucht werden. Daher kann man jedes sensorische Signal auch als Stressor auffassen, der eine Interaktion mit dem Leibtonus verlangt. So tragen Füsse und Hände als Sinnesorgane zum Spannungszustand des Körpers bei. Dieser Beitrag geschieht in der Körpersprache der Propriozeption. An der Sammlung von Informationen über Bewegungen sind sehr empfindliche Messinstrumente beteiligt, wie eben der Tiefendruck auf die Fusssohlen, das Abbiegen der Gelenke und die Dehnung der Muskeln und Sehnen.

 

Wir fassen zusammen: Aufgrund ihrer Funktion als sensorische Organe der Fortbewegung (Lokomotion) und des aktiven Umweltkontakts stehen Hände und Füsse in einer ganz besonderen Beziehung zum gesamten Leib. Diese Beziehungen macht sie zum Uebermittler der Interaktion für die Stärke der Spannung und des Energieverbrauchs im ganzen Leib.

 

 

 

 

 

 

Literatur:

Text. Kevin und Barbara Kunz, Reflexzonenmassage

                                                         mejhr..